Montag, 23. April 2012

Neuer Bericht und Bilder aus Takoradi


Das größte Armutsviertel von Takoradi, an dem mein jetziger Wohnraum und sog. Praxis angrenzt, wird offiziell „Effiakuma“, von den dort lebenden Menschen „Zongo“ genannt. Dort leben ca. 30.000 Menschen auf engstem Raum zusammen. Es gibt praktisch keine Grünfläche, keinen Grashalm oder Baum mehr. Das Haus auf dem Bild ist eine Ausnahme, weil es sich am Rand des Viertels befindet. 


Alles ist bebaut und wenn sich zwischendurch wieder ein Grashalm hervorwagt, fällt er sicher den immer hungrigen Schafen oder Ziegen zum Opfer, die sich viele Familien gleich neben ihren Hütten halten 


und die überall herumspringen, sich von Abfällen, auch mal Plastiktüten ernähren und ständig versuchen, etwas von dem Essen zu ergattern, das die Frauen aus Platzgründen vor dem Haus zubereiten, d.h. Gemüse putzen, 


Eingeweide von Tieren zu waschen. Magen, Darm ist das hauptsächliche „Fleisch“, das auf offenem Feuer gekocht wird 


Die nächsten Fotos zeigen die Herstellung von Palmöl aus Palmkernen. Das Öl ist orangerot, hat einen etwas ungewöhnlichen Geschmack und wird hier am meisten zum Kochen verwandt. Die wenigsten haben einen Gaskocher. Gekocht wird mit Kohle oder Holz, das von irgendwoher von den Frauen angeschleppt wird, genau wie das Wasser.

Vor dem Haus bedeutet fast auch auf der Straße, weil die meisten Häuser oder besser Hütten 


keinen Hof oder etwas ähnliches haben. Straße ist auch nicht die richtige Bezeichnung: Nur an einigen Hauptstellen kann ein Auto im Schritttempo fahren und auf sehr vielen, vielleicht Pfaden, zwischen den Häusern, fließt gleichzeitig ein Abwasserrinsal, in dem Hühner und Enten nach etwas Essbaren suchen. 


Wenn man sich fragt, warum die Leute nicht gemeinsam an ihrer Situation etwas ändern, muss man sich, denke ich, bewusst machen, dass bei einem täglichen Kampf ums Überleben nicht viel Raum für große Pläne bleibt. Können wir uns noch vorstellen, einen Teelöffel Tomatenmark, 1 einziges Ei, eine Karotte, 5 Eßlöffel Öl zu kaufen, eine genau abgemessene Menge Cassava zu kaufen, weil das tägliche Budget gerade für das Notwendigste zum Essen, aber nicht für nicht mehr reicht? Kampf ums Überleben heisst Kampf ums Wasser, die Hitze besonders nachts in den notdürftig bedeckten Wellblechhütten auszuhalten, die die Leute oft nicht schlafen lässt, genauso wie das Surren der Moskitos. Viele der kleine Kinder haben Hitzepickelchen. Überleben heisst auch die Enge auszuhalten. Enge, weil die Hütten aus Platzgründen sehr eng aneinander gebaut sind, 


was bedeutet man hört jedes Geräusch der Nachbarn, hat sehr wenig Privatsphäre und muss viel Lärm aushalten. Enge bedeutet auch, dass Familien mit drei, vier, fünf Kindern sich zwei kleine Räume, oft auch einen Raum teilen und auf dünnen matten auf dem Boden schlafen. 

Das nächste Foto zeigt unseren Garten, eine kleine Idylle in Grün, Tomaten- u. Gurkenpflanzen.

Im Bild sieht man Kotsche, er ist 23 oder 24 Jahre alt und liebt den Garten. Er schleppt Wasser an, wenn wir wieder mal keines haben. Wegen der Hitze muss man täglich giessen, was wegen des Wassermangels oft nicht einfach ist. Die Artimisiapflanzen 


brauchen immer feuchte Erde, sonst verlieren sie sofort ihre Wirksamkeit.

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