Donnerstag, 6. Juni 2013

Weitere Informationen von Anne



Seit 15.11.2011
Wohnhaft in Effiakuma unter einfachen Bedingungen für Wohnung und Praxis bis zur Fertigstellung des Gesundheitszentrums in Takoradi
Behandlung vor allem von Kranken aus dem Armutsviertel, die oft nicht oder nur wenig für die medizinische Betreung bezahlen können. Patienten kommen mit tropentypischen Erkrankungen wie Malaria, Diarrhoe, Wurmerkrankungen aber auch sehr oft mit Bronchitis, Pneumonie, Gastrits, Nieren- und Blasenentzündung, Verletzungen und  eiternde Wunden vor allem bei Kindern,  chronischen Erkrankungen wie Hepatitis, Hypertonie (häufiger als in Deutschland),  Diabetes, Magenulcus, Asthma, Arthritis, Rückenschmerzen, Hautproblemen wie Ekzem, Vitiligo, Akne, überschießende Narbenbildung usw.    
Vorträge und Diskussionsrunden mit Frauen aus dem Armutsviertel über Themen wie weibl. Zyklus, Genitalorgane von Frau und Mann, Beschneidung, Klimakterium, Verhütung, Kindererziehung, gesunde Ernährung.
Es gibt einerseits zu wenig, bzw. sehr einseitiges Essen mit zu viel Kohlenhydraten und zu wenig Gemüse und Obst und vor allem für die Kinder zu wenig Proteinen, andererseits zu viel Süßigkeiten, die überall billig angeboten werden  mit entsprechenden Folgeerscheinungen wie Karies bei Kindern und  Übergewicht besonders bei Frauen. Vielen Frauen leiden darunter auch wegen den einhergehenden Beschwerden, aber es gibt erstaunlich viel Unwissenheit, welches Essen bei Übergewicht sinnvoll ist.
Weil ich die Erfahrung gemacht, dass ich in persönlichen Gesprächen mehr erreiche, halte ich zur Zeit keine Vorträge, die außerdem relativ zeitaufwendig sind.  Für viele Frauen bin ich inzwischen Vertrauensperson und  Ansprechpartner bei ihren verschiedenen  Problemen mit Gesundheit, Partnerschaft, Kindern usw. geworden.    
Therapeutisches Trampolinspringen für  Frauen wurde am Anfang sehr gut besucht, jetzt etwas weniger.   
Der Unterricht von Lesen und Schreiben mit Frauen, die nie die Schule besucht haben, hat sich leider im Sand verlaufen, obwohl die Frauen eifrig bei der Sache waren. Ein Grund sind sicherlich meine mangelnden Fähigkeiten, ein geduldiger und guter Lehrer zu sein - es ist schon erstaulich mühselig als Erwachsener noch das ABC zu erlernen - ein anderer Grund ist sicher auch die fehlende Bereitschaft der Frauen zu üben,  was bei ihrem anstrengenden Arbeitspensum allerdings auch verständlich ist: Oft noch mehrere kleine Kinder, Wasser von weit her schleppen, weil aus der örtlichen Wasserstelle wieder mal kein Wasser kommt, Berge von Wäsche, die per Hand gewaschen werden muss, Kochen über dem offenen Feuer und die Versuche z. B. durch  Verkauf von selbstgekochtem Essen oder  einem kleinen Handel das Familienbudget aufzubessern. Vielleicht waren auch die Ehemänner der Frauen nicht besonders angetan von unseren Lernversuchen, aber mehr als ein paar vage Andeutungen zu diesem Thema konnte ich nicht von den Frauen herausbekommen.   
Der Anbau und vor allem das Ernten von Artimisia ist etwas zeitaufwendig. Die Pflanzen brauchen täglich Wasser, nicht immer einfach in der Trockenzeit, wenn kein Wasser  aus der Leitung kommt. Die Blätter sind sehr fein und der Tee soll möglichst keine Stiele enthalten, weil sonst die Wirksamkeit sinkt. Trocknen und Lagern muss ebenfalls sehr sorgfältig geschehen, weil es bei der hohen Luftfeuchtigkeit leicht zu Schimmelbildung kommen kann. Zum Glück habe ich zuverlässige Helfer, denn wir brauchen viel Tee zur sehr wirksamen Therapie bei Malaria und zur Prophylaxe bei Leuten wie mir, bei denen die Malaria tropica wegen mangelnder Teilresistenz  gegen das Plasmodium, den Malariaerreger, sehr gefährlich ist oder auch bei Patienten, die aus welchen Gründen auch immer (Stress?) ständig unter Malariaschüben leiden.                          
Viel Freude macht mir das Vorlesen, Spielen und Malen mit Kindern aus dem Armutsvierteln, die oft auch noch zum Essen bleiben, weil sie hungrig sind. Ich muss nur  klare Vorschriften einhalten, wie dass es nicht mehr als 8 Kinder sein dürfen. Das sind nicht viele Kinder, aber ist aus Platzgründen sinnvoll, außerdem wird es mir sonst zu anstrengend und macht keinen Spass mehr.  Besonders in den Schulferien sind die Kinder oft den ganzen Tag sich selbst überlassen, die Mädchen helfen häufiger zu Hause aus, und passen auf die kleine Geschwister auf, die Jungs strolchen im Armutsviertel durch die Gegend mit wenig positiven Beschäftigungsmöglichkeiten .     
Es gibt in Ghana nicht nur sehr wenig gute Bücher besonders für Kinder, sie sind auch erschreckend teuer, so dass es klar ist, warum so wenige lesen. Eine einzige klein kirchliche Bibliothek in Takoradi verleiht größtenteils nur Bücher mit grauslig süßlich religiösen Inhalt. Ich bin deswegen sehr froh über die gespendeten und von mir gekauften Kinderbücher, die auch immer wieder Anlass zu eifrigen Diskussionen mit den Kindern geben.  Sehr dankbar sind wir auch für die Kartons mit Spielen, Stiften, Mandalas zum Ausmalen und kleinen, sehr nützlichen Schätzen wie Kreiden, Spielzeugautos und Glasmurmeln...  Bei meinem letzten Aufenthalt in Deutschland habe ich von Vereinsgeld einige DVS der Reihe „Was  ist Was“ gekauft, eine gute Möglichkeit, wenn ich mal etwas Ruhe will und gleichzeitig gute Gelegenheit für neuen Geprächstoff mit den Kindern.           
Leider habe ich bei meinem jetzigen Wohnort noch keine Möglichkeit, das große Trampolin und die Schaukel aufzustellen, das  Tischfußballspiel (heißt es so richtig?) erfreut sich täglich großer Beliebtheit.        
Die Formalitäten für meine offizielle Arbeitsgenehmigung und endlich den Bau des Zentrums waren erledigt.  Leider verlangt jetzt noch die Regierung bzw. ghanaische Ärztvertretung, dass ich eine Prüfung ablegen soll, in der medizinsches Wissen wie zum Staatsexamen abgefragt wird, das bei mir  30 Jahre zurücklegt. Es gibt zum Glück eine Möglichkeit, die Prüfung zu verrmeiden, weil ich wirklich keine Lust und auch keine Zeit habe, wieder Wissen zu pauken – und noch dazu in Englisch - , das ich in der täglichen Praxis nicht benötige.  Ich hoffe, dass auch diese letzte Hürde bald genommen ist. Ansonsten übe ich mich in Geduld; es lohnt sich nicht in offene Auseinandersetzung mit den Behörden zu gehen. Das kostet nur unnötig Kraft und ist sogar eher kontraproduktiv, d.h. es kann alles nur noch weiter verzögern. Ich sammle weiterhin viele lehrreiche Erfahrungen im Umgang mit den Patienten und Menschen aus meiner Umgebung und bin dankbar, dass ich mit Eurer Unterstützung, einigen Menschen hier schon auch schon unter einfachen Bedingungen helfen kann.

Projekt „Mikrokredit in Takoradi“
Von den bisher 5 500 €, die wir seit letztem Jahr  für verschiedene Mikrokreditprojekte vergeben haben, wurden fast die Hälfte bereits zurückgezahlt und neu vergeben. Leider fahren wir bei dem Projekt zur Zeit auf „Sparflamme“. Der hauptverantwortliche Sharif ist traurigerweise verstorben.

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