Seit 15.11.2011
Wohnhaft in Effiakuma unter einfachen Bedingungen für Wohnung
und Praxis bis zur Fertigstellung des Gesundheitszentrums in Takoradi
Behandlung vor allem von Kranken aus dem Armutsviertel, die
oft nicht oder nur wenig für die medizinische Betreung bezahlen können.
Patienten kommen mit tropentypischen Erkrankungen wie Malaria, Diarrhoe,
Wurmerkrankungen aber auch sehr oft mit Bronchitis, Pneumonie, Gastrits, Nieren-
und Blasenentzündung, Verletzungen und
eiternde Wunden vor allem bei Kindern,
chronischen Erkrankungen wie Hepatitis, Hypertonie (häufiger als in Deutschland),
Diabetes, Magenulcus, Asthma, Arthritis,
Rückenschmerzen, Hautproblemen wie Ekzem, Vitiligo, Akne, überschießende
Narbenbildung usw.
Vorträge und Diskussionsrunden mit Frauen aus dem
Armutsviertel über Themen wie weibl. Zyklus, Genitalorgane von Frau und Mann,
Beschneidung, Klimakterium, Verhütung, Kindererziehung, gesunde Ernährung.
Es gibt einerseits zu wenig, bzw. sehr einseitiges Essen mit
zu viel Kohlenhydraten und zu wenig Gemüse und Obst und vor allem für die
Kinder zu wenig Proteinen, andererseits zu viel Süßigkeiten, die überall billig
angeboten werden mit entsprechenden
Folgeerscheinungen wie Karies bei Kindern und
Übergewicht besonders bei Frauen. Vielen Frauen leiden darunter auch wegen
den einhergehenden Beschwerden, aber es gibt erstaunlich viel Unwissenheit,
welches Essen bei Übergewicht sinnvoll ist.
Weil ich die Erfahrung gemacht, dass ich in persönlichen Gesprächen
mehr erreiche, halte ich zur Zeit keine Vorträge, die außerdem relativ
zeitaufwendig sind. Für viele Frauen bin
ich inzwischen Vertrauensperson und Ansprechpartner
bei ihren verschiedenen Problemen mit
Gesundheit, Partnerschaft, Kindern usw. geworden.
Therapeutisches Trampolinspringen für Frauen wurde am Anfang sehr gut besucht, jetzt
etwas weniger.
Der Unterricht von Lesen und Schreiben mit Frauen, die nie
die Schule besucht haben, hat sich leider im Sand verlaufen, obwohl die Frauen
eifrig bei der Sache waren. Ein Grund sind sicherlich meine mangelnden
Fähigkeiten, ein geduldiger und guter Lehrer zu sein - es ist schon erstaulich
mühselig als Erwachsener noch das ABC zu erlernen - ein anderer Grund ist
sicher auch die fehlende Bereitschaft der Frauen zu üben, was bei ihrem anstrengenden Arbeitspensum
allerdings auch verständlich ist: Oft noch mehrere kleine Kinder, Wasser von
weit her schleppen, weil aus der örtlichen Wasserstelle wieder mal kein Wasser
kommt, Berge von Wäsche, die per Hand gewaschen werden muss, Kochen über dem
offenen Feuer und die Versuche z. B. durch
Verkauf von selbstgekochtem Essen oder
einem kleinen Handel das Familienbudget aufzubessern. Vielleicht waren
auch die Ehemänner der Frauen nicht besonders angetan von unseren
Lernversuchen, aber mehr als ein paar vage Andeutungen zu diesem Thema konnte
ich nicht von den Frauen herausbekommen.
Der Anbau und vor allem das Ernten von Artimisia ist etwas
zeitaufwendig. Die Pflanzen brauchen täglich Wasser, nicht immer einfach in der
Trockenzeit, wenn kein Wasser aus der
Leitung kommt. Die Blätter sind sehr fein und der Tee soll möglichst keine
Stiele enthalten, weil sonst die Wirksamkeit sinkt. Trocknen und Lagern muss
ebenfalls sehr sorgfältig geschehen, weil es bei der hohen Luftfeuchtigkeit
leicht zu Schimmelbildung kommen kann. Zum Glück habe ich zuverlässige Helfer,
denn wir brauchen viel Tee zur sehr wirksamen Therapie bei Malaria und zur
Prophylaxe bei Leuten wie mir, bei denen die Malaria tropica wegen mangelnder
Teilresistenz gegen das Plasmodium, den
Malariaerreger, sehr gefährlich ist oder auch bei Patienten, die aus welchen
Gründen auch immer (Stress?) ständig unter Malariaschüben leiden.
Viel Freude macht mir das Vorlesen, Spielen und Malen mit
Kindern aus dem Armutsvierteln, die oft auch noch zum Essen bleiben, weil sie hungrig
sind. Ich muss nur klare Vorschriften einhalten,
wie dass es nicht mehr als 8 Kinder sein dürfen. Das sind nicht viele Kinder, aber
ist aus Platzgründen sinnvoll, außerdem wird es mir sonst zu anstrengend und
macht keinen Spass mehr. Besonders in
den Schulferien sind die Kinder oft den ganzen Tag sich selbst überlassen, die
Mädchen helfen häufiger zu Hause aus, und passen auf die kleine Geschwister auf,
die Jungs strolchen im Armutsviertel durch die Gegend mit wenig positiven
Beschäftigungsmöglichkeiten .
Es gibt in Ghana nicht nur sehr wenig gute Bücher besonders
für Kinder, sie sind auch erschreckend teuer, so dass es klar ist, warum so
wenige lesen. Eine einzige klein kirchliche Bibliothek in Takoradi verleiht
größtenteils nur Bücher mit grauslig süßlich religiösen Inhalt. Ich bin
deswegen sehr froh über die gespendeten und von mir gekauften Kinderbücher, die
auch immer wieder Anlass zu eifrigen Diskussionen mit den Kindern geben. Sehr dankbar sind wir auch für die Kartons
mit Spielen, Stiften, Mandalas zum Ausmalen und kleinen, sehr nützlichen
Schätzen wie Kreiden, Spielzeugautos und Glasmurmeln... Bei meinem letzten Aufenthalt in Deutschland
habe ich von Vereinsgeld einige DVS der Reihe „Was ist Was“ gekauft, eine gute Möglichkeit, wenn
ich mal etwas Ruhe will und gleichzeitig gute Gelegenheit für neuen
Geprächstoff mit den Kindern.
Leider habe ich bei meinem jetzigen Wohnort noch keine
Möglichkeit, das große Trampolin und die Schaukel aufzustellen, das Tischfußballspiel (heißt es so richtig?) erfreut
sich täglich großer Beliebtheit.
Die Formalitäten für meine offizielle Arbeitsgenehmigung und endlich
den Bau des Zentrums waren erledigt. Leider
verlangt jetzt noch die Regierung bzw. ghanaische Ärztvertretung, dass ich eine
Prüfung ablegen soll, in der medizinsches Wissen wie zum Staatsexamen abgefragt
wird, das bei mir 30 Jahre zurücklegt.
Es gibt zum Glück eine Möglichkeit, die Prüfung zu verrmeiden, weil ich
wirklich keine Lust und auch keine Zeit habe, wieder Wissen zu pauken – und
noch dazu in Englisch - , das ich in der täglichen Praxis nicht benötige. Ich hoffe, dass auch diese letzte Hürde bald
genommen ist. Ansonsten übe ich mich in Geduld; es lohnt sich nicht in offene
Auseinandersetzung mit den Behörden zu gehen. Das kostet nur unnötig Kraft und
ist sogar eher kontraproduktiv, d.h. es kann alles nur noch weiter verzögern.
Ich sammle weiterhin viele lehrreiche Erfahrungen im Umgang mit den Patienten
und Menschen aus meiner Umgebung und bin dankbar, dass ich mit Eurer
Unterstützung, einigen Menschen hier schon auch schon unter einfachen
Bedingungen helfen kann.
Projekt „Mikrokredit in Takoradi“
Von den bisher 5 500 €, die wir seit letztem Jahr für verschiedene Mikrokreditprojekte vergeben
haben, wurden fast die Hälfte bereits zurückgezahlt und neu vergeben. Leider
fahren wir bei dem Projekt zur Zeit auf „Sparflamme“. Der hauptverantwortliche
Sharif ist traurigerweise verstorben.
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